Dopplergasse acht
Roman in 45 Strophen
Ritter Verlag (Klagenfurt) 2003
ISBN 3-85415-338-4
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Die Imaginationsräume der Literatur können sich auf das Großformat ganzer Epochen ausdehnen, oder sie schrumpfen zusammen auf das lokale Mass der Privatpoesie. Wien Simmering heißt das nicht eben gut beleumundete Viertel anrüchiger Ereignisse in Daniel Wissers literarischem Debut. Der Erzähler beobachtet das Haus aus seiner Wohnung gegenüber. Und das wäre in der Tat eine schaurige Nachfolge des berühmten Simmeringer Bürstenbindermords von anno 1932 – doch Daniel Wissers gekonnte Moritat aus Love and Crime, Witz und Belanglosigkeit implodiert anstatt zu explodieren.
Paul Jandl, Neue Zürcher Zeitung
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Daniel Wisser hat mit Dopplergasse acht nicht nur eine Liebeserklärung an seine Wohnstraße geschrieben, sondern auch ein Sittengemälde verfasst, wie es umfangreicheren Werken nicht gelungen ist. Ausgangspunkt ist der vergleichsweise schmale Ausschnitt Welt, der sich dem Erzähler beim Blick aus seinem Fenster auftut. Es ist das Können von Daniel Wisser, das die Ansammlung dieser Figuren nicht ins Banale, vielfach Gelesene kippen lässt, sondern sie als zwar typisches, paradoxerweise aber dennoch einmaliges Personal einführt.
Hannes Luxbacher, Schreibkraft
http://schreibkraft.adm.at/ausgaben/10-eigen/zeit-im-blick-ii
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Thomas Bernhard hat einmal gesagt, wenn er nur lange genug auf eine kahle weiße Wand schaue, erschlössen sich ihm mit der Zeit sehr spannende Beobachtungen. Und auch einem Menschen wie dem Ich-Erzähler aus Daniel Wissens Buch Dopplergasse acht – einem Menschen mit Fantasie und Kombinationsvermögen – erschließen sich solche zumindest dann, wenn er nur lange genug aus dem Fenster schaut. Und das tut er in diesem Buch, einem Roman in 45 Strophen, nahezu die ganze Zeit über. Die freie Strophenform des Langgedichtes zeigt sich gemäß der durchgängig aufgeregten Verfassung des Erzählers nicht unlogisch und durchaus lesefreundlich.
Irene Prugger, Wiener Zeitung