Fingerglied
Im Dorf A. in der Grafschaft B. wird die Ankunft des Wissenschaftlers C. erwartet, der die Datierung einer Reliquie, nämlich eines Gliedes des linken kleinen Fingers von Jakobus dem Zerschnittenen, vornehmen und seine Echtheit bestätigen soll. Als aber vor ihm der Landstreicher C. in A. eintrifft, der wegen der Seltenheit der Ankunft Fremder im Dorf sofort für den erwarteten Wissenschaftler C. gehalten wird, führt man ihn sogleich in das Gasthaus Zum Goldenen Adler. Nach einer ausgiebigen Mahlzeit zeigt man C. sein Zimmer, das schönste, geräumigste und einzig beheizte Fremdenzimmer des Gasthauses, und fragt vorsichtig, ob er sich nun zur Kirche bequemen wolle, um das Fingerglied des heiligen Jakobus zu begutachten. Er bevorzuge es, erst einmal ruhen, dann zu Abend essen und schließlich am nächsten Tag ausgeschlafen und nüchtern vor das heilige Dings treten, antwortet C., worauf einige Männer, die ihn begleiten, zum ersten Mal daran zweifeln, dass es sich bei ihm tatsächlich um einen Wissenschaftler handelt. Sie zweifeln noch mehr, als C. seinen Seesack, den bis dahin der Gemeindediener Schweinzer ehrfurchtsvoll und vorsichtig hinter ihm hergetragen hatte und in dem man wissenschaftliche Geräte und chemische Präparate vermutete, von Schweinzer entgegennimmt, achtlos in die Ecke wirft und den Umstehenden, die dabei aufschrecken, erklärt, dass sich darin ohnehin nur zerschlissene Kleidung und verbeultes Blechgeschirr befinde. Nachdem C. zu einem Abendessen aus Wildspezialitäten wieder in der Gaststube des Goldenen Adlers Platz nimmt und inzwischen der tatsächliche Wissenschaftler C. in A. angekommen ist, man ihn aber, als er sich vorstellt, für einen Hochstapler hält und umgehend in Gendarmeriegewahrsam nimmt, beginnt die Pause. Die zweite Hälfte des Films enttäuscht das Publikum dann durch zu wenig Komik und allzu ausufernde moralische Monologe. Nur der Meerschaumdrechsler Wagentristl, der bei der Filmvorührung nach dem Genuss von fünf Vierteln Weißwein kurz vor der Pause eingeschlafen ist, erwacht erst wieder bei der Schlussszene, in der der Landstreicher C. mit seinem Seesack in den Sonnenuntergang geht, um von A. nach D. weiterzuziehen, lobt den Film nach der Vorführung in höchsten Tönen.