Daniel Wisser @ o-toene

Do 23.08.2018 20:00

Im Rahmen des Festivals O-Töne lesen

David Fuchs: Bevor wir verschwinden

und

Daniel Wisser

Königin der Berge

Roman

Moderation: Sebastian Fasthuber

Ort: Museumsquartier, Hof 8, 1070 Wien

Eintritt frei

Es wäre dies kein Roman von Daniel Wisser, würde er nicht ein paar Erwartungen und Konventionen unterlaufen. Dieses Buch ist vieles, ein todtrauriges Buch über Krankheit und Sterben ist es nicht. Es wäre dies auch kein Roman von Daniel Wisser, würde er mit seinem Werkzeug, der Sprache, nicht außerordentlich virtuos umgehen. Damit ist gemeint, dass man diesen Roman gern liest und ihn zuschlägt mit der Gewissheit, dass das Leben schön uns lebenswert ist. Das muss man erst einmal schaffen. Er findet daneben aber auch eine sprachliche Form, die unaufgeregt und ohne große Pose zeigt, was sich in Worten niemals so eindringlich vermitteln ließe: die Macht der Tabus.

Andrea Heinz (Der Standard)

Der Endvierziger plant, sich in der Schweiz würdevoll in den Freitod zu retten. Daniel Wisser schildert in kurzen Kapiteln anekdotisch entscheidenden Momente in der Umsetzung dieses Plans. Der Texthybrid hat mehr von einem Drehbuch als von einem Roman. Daniel Wisser skizziert Bilder, die im Kopf der Lesenden zu laufen beginnen. Und damit wird der Autor seinem Anspruch gerecht, sein Schreiben formal stets neu und immer anders erscheinen zu lassen.

Reinhard Kacianka (Die Brücke)

Daniel Wisser bringt ein mehrfaches Kunststück zuwege: Nicht nur, dass er sich der beiden denkbar schweren Themen Freitodbegleitung und Suizid auf ebenso klare wie unvoreingenommene Weise annimmt. Es gelingt ihm zudem, den Alltag von Patienten, Pflegerinnen und Angehörigen auf eine witzig-unterhaltende Weise darzustellen. Das soll ihm erst Mal jemand nachmachen.

Christian Ankowitsch

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O-Töne

Jung & Jung

»Wenn es eine Seele gäbe, würde ich mir dort ein Piercing machen lassen.« Pflegeleicht ist unser Held nicht. Dabei wäre es so einfach, ihm seinen letzten Wunsch zu erfüllen …

Robert Turin, Mitte vierzig, will in der Schweiz sterben, denn dort könnte er selbst bestimmen, wann es so weit ist. Lieber noch wäre es ihm, er wäre nicht unheilbar krank, aber an der Diagnose ist nicht zu rütteln: Multiple Sklerose. Um seiner Frau nicht zur Last zu fallen, übersiedelt er in ein Heim, freiwillig und vor der Zeit. Doch pflegeleicht ist der verschrobene Patient nicht, das merken die Schwestern bald. Während sich sein Zustand verschlechtert, beschließt er, seinem Leben ein Ende zu setzen, bevor es zu spät ist. Doch so einfach ist das nicht: So wie er im Alltag auf Unterstützung angewiesen ist, um vom Bett in den Rollstuhl zu kommen, damit er in der Kantine sein tägliches Quantum Wein trinken kann, braucht er auch zum Sterben Hilfe. Aber wer fährt ihn in die Schweiz? Und wie kann er ihn (besser: sie) dazu bringen? Turin versucht es mit Charme, denn wie Uber funktioniert, kann ihm keiner sagen …

Herzzerreißend komisch erzählt dieser Roman von den letzten Dingen – und den vorletzten und vorvorletzten, vom Leben in seiner schrecklichen Schönheit und der Unmöglichkeit zu sagen, wann man es gut sein lassen kann.