Standby
Roman
Klever Verlag (Wien) 2011
ISBN 978-3-902665-37-9
http://klever-verlag.com/buecher/standby/
●
Dieses Buch ist bedeutend. Es handelt von der Künstlichkeit unseres Alltags. Daniel Wissers Standby stellt diese Künstlichkeit rücksichtslos und brutal aus. Der Held arbeitet in einem Call-Center und leidet unter dem, was man früher Entfremdung genannt hat; heute hat man allerhand andere Ausdrücke dafür. Es ist ein Massenschicksal, das Standby beschreibt.
Franz Schuh
●
In ein Callcenter führt der ungewöhnliche, ambitionierte Roman Daniel Wissens. Der namenlose, sich emotional abhandengekommene Protagonist hat nicht nur nichts Heldisches an sich. Es gibt kein emotionales Gefüge mehr innerhalb des abgestandenen Lebensflussmonologs des Namenlosen, eine arbeitsmonomane Endlosschleife im hochkünstlichen Passiv. Es gibt in diesem Buch kaum einen Satz, der nicht in dieser umständlichen objektdistanzierten und subjektdistanzierenden Aussageform gesagt wird.
Alexander Kluy, Der Standard
http://derstandard.at/1336697232421/Buchneuerscheinung-Die-Welt—eine-Fehlermeldung
●
Bereits beim Ingeborg-Bachmann-Preis 2011 in Klagenfurt stellte Daniel Wisser Jury und Publikum vor große Herausforderungen. Daniel Wissers Roman handelt von den Mühen der Arbeitswelt und monotonen Tätigkeiten, die keinen Platz für Freizeit lassen. Wissers Romanheld muss ständig flexibel und abrufbar sein: Standby – ein Zustand, der ihn krank macht.
Tina Mendelsohn, 3sat (Kulturzeit)
●
Scheinbar ungerührt und sehr genau gibt Wisser Einblick in ein unheimlich aufgeräumtes Inneres, er reflektiert Sprache und Jargon stets mit und hat der psychischen Struktur dieses ganz normalen Neurotikers mit einem Kunstgriff die ideale Form verliehen. Die forcierte Passivkonstruktion, die bei Wissers Auftritt beim Bachmann-Wettbewerb nicht adäquat gewürdigt wurde, hat einen eigenen Reiz und steht dem mit Tristesse gepaarten Lesevergnügen nicht im Wege: Die auf der Couch schlafende Frau wird geweckt. Das wird durch starkes Klopfen mit der flachen Hand auf die Lehne der Couch erledigt, ohne dass die Frau dabei berührt werden muss. Das Buch hat einige Glanzszenen – des Helden Begegnung mit der Geschäftsführerin, die Party bei der Freundin der Frau –, in denen Wissers Witz über das Deprimierende der Szenerie triumphiert. Denn was der missgünstige Beobachter an seinen Mitmenschen wahrnimmt, das haftet ihnen ja tatsächlich an. Ist er ein Deformierter des Systems? Sind es die anderen? Wisser legt sich nicht fest. Erschreckend ist nicht zuletzt, dass dieser von sich selbst ganz und gar Ausgefüllte in der von ihm gehassten Welt durchaus funktioniert.
Daniela Strigl, FALTER
https://cms.falter.at/falter/rezensionen/buecher/?issue_id=401&item_id=9783902665379
●
Daniel Wissers Standby ist ein beklemmendes und trostarmes Buch. Seine Hauptfigur, vielfach neurotischer Abteilungsleiter in einem Callcenter, ein potentieller Amokläufer, muss ein höllenhaftes Wochenende überstehen. Wissers Sprache ist ein Fest der Passivkonstruktionen, das die seltsam triste Poesie der Gebrauchsanleitungen nutzt und ausreizt. Zum Schluss eine Prognose: Dieses Buch nimmt Sie mit.
Stern
●
Video der Präsentation von Standby am 27.09.2011 im brut (Wien)
●
Das Gedicht Das Haus aus dem Roman Standby
Video: Alexandra Berlinger