Wartezimmer – Achtes Bild

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ACHTES BILD


HANS
Lily will, dass ich etwas über mich erzähle. Ich sitze da und starre in die Leere. Ich gehe durch die Straßen und schaue auf den Boden. Die Welt steht auf dem Kopf und niemand richtet sie gerade. Deshalb glauben alle, die nur die verkehrte Welt kennen, dass das Verkehrte normal ist. Ich zähle alles, was man zählen kann: Häuser, Autos, Regentropfen. Es regnet nicht. Hunderte Tagebücher habe ich in meinem Leben begonnen. Ich habe die erste Seite aufgeschlagen und das Datum in die linke obere Ecke geschrieben. Und darunter habe ich einen Satz geschrieben, wie „Heute hat es geregnet“ oder „Heute hat es nicht geregnet“. Am nächsten Tag habe ich diesen Tagebucheintrag wieder gelesen und das Tagebuch in den Altpapiercontainer geworfen. Ein Tagebuch ist wie der Wetterbericht: An dem Tag, für den er geschrieben wurde, stimmt er nicht, und danach ist er uninteressant. Und nach ein paar Tagen habe ich mir wieder ein neues Heft gekauft und ein neues Tagebuch begonnen. Mit einem Tagebuch zählt man seine Tage. Aber es wird falsch gezählt. Die Welt zählt verkehrt. Man zählt nicht immer weiter. Man zählt nicht hinauf. Das richtige Zählen ist das Herunterzählen, der Countdown. Im Wartezimmer zählt man richtig.

+++ ENDE +++


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