Briefe
Der frühere Präsident James Madison, der sich längst im Ruhestand befand, wurde 1829 von der Library of Congress gebeten, jene offiziellen Briefe aus seiner Amtszeit, die er noch zu Hause aufbewahrte, zum Zweck der Forschung und Dokumentation der Bibliothek zu übergeben. Und in der Tat fand Madison noch einige Bündel mit persönlich erstellten Abschriften von Briefen, die er einst Thomas Jefferson geschrieben hatte, sowie Jeffersons Antwortschreiben. Madison setzte sich an den Schreibtisch, schnürte das erste Bündel auf, nahm den obersten Brief aus dem Umschlag und begann zu lesen, wobei er bei jedem Satz den Kopf schüttelte. Er seufzte kurz, dann nahm er ein leeres Blatt Papier und die Feder zur Hand und begann den Brief abzuschreiben, dabei allerdings Sätze, die ihm unwichtig erschienen, auszulassen, dafür neue Passagen einzufügen und manche umzuformulieren oder zu verändern. Madison war aber nicht nur mit seinen Briefen unzufrieden, sondern auch mit den Antworten Jeffersons und begann daher, dessen Handschrift zu üben, um schließlich auch Jeffersons Briefe umzuschreiben. Ein Jahr nach der ersten Anfrage, erneuerte die Library of Congress die Bitte, die Korrespondenz des Ex-Präsidenten übermittelt zu bekommen. Von da an saß James Madison täglich bis zu acht Stunden an seinem Schreibtisch und erstellte Abschriften. Er errechnete nach dem Zählen aller Briefe in seinem Besitz, wie viele Jahre er benötigen würde, um sie alle neu zu schreiben. Inzwischen aber war er auch mit dem Inhalt der ersten Briefe, die er bereits neu geschrieben hatte, unzufrieden. Er beschloss, von vorne zu beginnen.
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