So 05.05.2024 ● 16:00
Ö1 / Exlibris mit
Daniel Wisser
Unter dem Fußboden
und Büchern von
Pedro Almodóvar, Sebastian Guggolz, Volha Hapeyeva, George Saunders, Katrin Schumacher
Ö1 / Exlibris
https://oe1.orf.at/programm/20240505/756917/Auftakt
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Geschichten, die sich mit bestechender Logik entwickeln, landen unvermeidlich im Absurden und im Wahnsinn. Unter dem Fußboden sind, wie jeder weiß, Abgründe zu vermuten; falls sich dort gar nichts befindet, umso schlimmer für die Wirklichkeit. Ich kenne mich ja nicht aus, aber ich glaube, man kann all diese zufälligen Verhängnisse auch als Witz bezeichnen. In Daniel Wissers Geschichten steckt er jedenfalls. Und wie.
Thomas Stangl
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Der eigentümliche Zauber, den Daniel Wissers kurze Prosatexte auf mich ausüben, hängt wohl zusammen mit der witzigen Disproportion zwischen der Exaktheit, mit der Zahlen, Fakten, Details etc. einerseits und sogar bedeutende Persönlichkeiten und Ereignisse andererseits angeführt werden. Die tragikomischen Helden Wissers löschen ihre Namen aus, bleiben ungehört, werden weitgehend unsichtbar oder gleich von vorneherein nicht bemerkt.
Robert Pfaller
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Daniel Wisser verfasst seit Jahren Prosa-Miniaturen, denen häufig eine epische Dimension innewohnt. Diese reizvolle dramaturgische Diskrepanz findet sich auch im jüngsten Buch, der Sammlung Unter dem Fußboden, erschienen im Klever Verlag. Den Kern dieser Roman-Miniaturen bildet in aller Regel eine historische Person, die durch ihre Motivation und bedingt durch geschichtliche Widrigkeiten in ein beispiellos tragikomisches Fiasko hineinstolpert. Dabei ist es gerade der berichtende Ton, der die Fallhöhe der Helden beträchtlich vermehrt. Denn Wisser arrangiert meist akkurat recherchierte Daten und Fakten, benennt Details und schafft damit einen Gestus der Nachrichtenvermittlung. Der nüchtern anmutende Vortrag prallt auf Geschehnisse, die lapidar vom grotesken Scheitern erzählen.
Alexander Peer
http://www.literaturhaus.at/index.php?id=12754
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Es geht um die Mühen und Anstrengungen, mit denen die Menschen versuchen, Bedeutsamkeit und Einmaligkeit in ihre Leben zu zwingen und Ihre Ängste und Leerläufe zu kaschieren. Diese Anstrengungen wollen tapfer gelebt, und, da sie nicht selten vergeblich, wahnwitzig oder einfach unsichtbar und unbeachtet sind, ebenso tapfer protokolliert werden. Wisser treibt ein so perfides wie poetisches Unwesen mit den Gesetzen der Logik, bei dem in einem höreren Sinn alles plausibel bleibt.
Evelyne Polt-Heinzl, DIE FURCHE
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Wisser zeigt Protagonisten, die grandios scheitern, ihre Bemühungen stellen sich als vergeblich heraus. Die seltsamsten Begebenheiten werden in nüchternem Ton festgehalten, mit Zahlen und Fakten ausgeschmückt, was die Absurdität steigert. Gerade diese ironische Diskrepanz, gepaart mit auffälliger Detailverliebtheit, steht in hartem Kontrast zu den tragikomischen Begebenheiten. Eine eigenwillige Mischung, die diese Erzählungen so bemerkenswert macht.
Stefanie Krejci, profil
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Kuriose Begebenheiten, absurde Wendungen sowie höherer Nonsens sind häufig zu finden in Daniel Wissers Kürzesterzählungen, die je eine Buchseite einnehmen. Kein Wort für Blau zeigt, wie groß die Welt und wie zusammenhanglos vieles ist. Und doch stellt Wisser immer wieder unerwartete Verbindungen her. Erfrischende Lektüre.
Sebastian Fasthuber, FALTER