Der Traum des Astronomen
Am 24. Januar 1900 fing bei der Vorführung der dritten Spule des Films Der Traum des Astronomen im Wiener Colosseum der Zelluloidfilm Feuer. Zwar konnte die Feuerwehr unter Löschmeister Schenkel den Brand sofort löschen, doch drang weiterhin außerordentlich dichter, weißer Rauch in den Zuschauerraum und in die Logen, sodass das Publikum unter großer Panik zu flüchten begann. Als der Sohn des Direktors Carl Blasel jun. vor das Publikum trat, um beschwichtigende Worte zu sprechen und zu fragen, ob man die vierte und letzte Spule noch vorführen solle, war der Zuschauerraum bereits leer. Der nach der Vorstellung geplante Auftritt eines Schrammelquartetts entfiel.
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Zu jenen liederlichen Zeiten gab es kaum eine Feuerwehr, aber absolut keine Brandvorsichtsmaßregeln. Zuerst schlug die Flamme, als wäre es ein ergötzliches Schauspiel gewesen, zum Bühnenraum heraus. Einige wollen schon in die Hände klatschen und bravo rufen, aber jetzt merkten sie plötzlich, sei es an der Blässe nachbarlicher Gesichter, sei es an irgendeiner unhörbaren Schreckensstimme, die nicht das Ohr, sondern die Seele zu vernehmen pflegt, dass es eine ernsthafte Flamme war, die da hervorsprang, ein Tier, ein furchtbares, mit dem nicht zu spaßen war.
(Robert Walser: Theaterbrand)