Salz
Der Unternehmer Späthgast war jemand, dem der Beamte Ritt endlich ohne Angst von seinen Ängsten erzählen konnte: dass er seine Küchenmesser vor dem Schlafengehen in einer Kiste verstaue und diese Kiste mit einem Vorhängeschloss absperre, in der Angst, er könnte sich beim Schlafwandeln mit einem oder mehreren dieser Messer erstechen oder verletzen. Freilich frage sich, ob der Schlüssel des Vorhängeschlosses vor dem Schlafwandelnden sicher sei. Späthgast nickte und schwieg lange. Als er aber das Wort ergriff, erzählte er Ritt Dinge, die er besser nicht erzählt hätte. Dass man sich nämlich durch den Verzehr von Zahnpasta oder Salz selbst töten könne. Ja, dass man durch das Trinken von zu viel Wasser an einer Wasservergiftung verenden könne. Natürlich käme es auf die Menge an; aber welcher Schlafwandler könne schon die Menge der Zahnpasta, die er beim Schlafwandeln verzehre, kontrollieren?
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Ich dachte gleichsam im Traume bei mir, daß dieser Jüngling in seiner Kindheit oft im Schlafe gegangen. Da nun mein Diener auf Befragen geantwortet, daß der junge Mann sich nicht mehr im Bette befinde, so stand ich augenblicklich auf, und ging auf das Fenster zu, damit ich vielleicht ihn daselbst noch aufhalten und zurückziehen könnte. Aber in demselbigen Augenblick ist er aus dem dritten Stockwerk, vierzehn Ellen hoch, auf das Pflaster hinabgefallen. Doch ohne sonderlichen Schaden.
(Carl Friedrich Pockels: Psychologische Bemerkungen über Träume und Nachtwandler) – In: Karl Philipp Moritz [Hrsg.]: Gnothi Sauton. (Band VII., Stück 1: 1789)