Erdhaufen

Erdhaufen

 

Die Hügel und Erhebungen in und um Wien, sagte der sonst schweigsame Kronawetter, sind nicht durch Auffaltung von Sedimenten submariner Rutschungen in der präalpinen Geosynklinale zwischen der unteren Kreidezeit und dem Eozän entstanden, sondern dadurch, dass die Wiener zu faul waren, Schutt und abgetragenes Erdreich zu entfernen. Und er nannte dafür ein Beispiel: Als 1873 für die Weltausstellung in Wien die Rotunde durch den schottischen Ingenieur John Scott Russell errichtet wurde, weigerte sich die Baufirma, für das veranschlagte Budget die riesigen Mengen Erdreich, die bei der Fundamentgrabung ausgehoben worden waren, wegzuschaffen. Auch andere Firmen verlangten dafür Beträge, die nicht bezahlt werden konnten. In diesem Wettbewerb setzte sich der Hotelier Eduard Sacher durch, der anbot, nicht nur nichts zu verlangen, sondern sogar Geld zu bezahlen, um den Erdhaufen zu erwerben. Er nannte den Erdhaufen Konstantinhügel und errichtete darauf das Hofrestaurant auf dem Konstantinhügel. Warum Sacher den Erdhaufen Konstantinhügel nannte, fragte ich Kronawetter. Doch Kronawetter sah mit finsterem Blick in die Ferne, die keine Ferne war, weil ihm die Hügel den Blick verstellten.

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