Giraffe
Der letzte Mensch, der den Komponisten Franz Schubert einen Tag vor seinem Tod in der Wohnung seines Bruders Ferdinand Schubert sah, war nicht der Librettist Franz Schober, sondern der Musikverleger Anton Diabelli. Schubert soll in fiebrigem Wahn gesagt haben, dass er sich weder für das Klavierspielen noch für die Oper interessiere, sondern nur für die Giraffe, die Muhammad Ali Pascha, der Vizekönig von Ägypten, dem Kaiser von Österreich zum Geschenk gemacht hatte, und die nach einer abenteuerlichen Reise mit der Handelsbrigantine Austria von Alexandria nach Venedig gereist und von dort auf dem Fußweg nach Wien gekommen sei, wo sie am 7. August 1828 den Tiergarten Schönbrunn erreichte. Immer wieder sagte Schubert: »Es ist ja noch so jung, das Giraffenkalb. Oder sagt man Giraffenfohlen, Schober?« Diabelli, der wusste, dass Schuberts Tod nahte, wies diesen nicht mehr darauf hin, dass er nicht Schober sei. Ob Schubert an der Syphilis, dem Nervenfieber, einer Typhus-Erkrankung oder — wie er selbst behauptete — an einer Fischvergiftung starb, wissen wir nicht. Wir wissen nur, dass der Tod am 28. November 1828 um drei Uhr Nachmittag eintrat. Die Giraffe starb etwa ein halbes Jahr später am 20. Juni 1829.