Finsternis
Der Kunstmaler Hornung malte am liebsten mit geschlossenen Augen, fertigte seine Skizzen auf Bahnfahrten nur beim Durchfahren eines Tunnels an und bat befreundete Fotografen, in ihrer Abwesenheit ihre Dunkelkammern zum Arbeiten verwenden zu dürfen. Hornung wollte in tiefster Finsternis malen, aber die Dunkelheiten, in denen er arbeitete, waren ihm bald nicht mehr dunkel genug. Er beklagte sich darüber, immer noch Dinge zu sehen, die seine Augen störten und ablenkten. Aus diesem Grund ließ Hornung sein Atelier verdunkeln. Mit der Verdunkelung unzufrieden beauftragte er die Handwerker, die Schichten des Dämmmaterials zu verdoppeln, verdreifachen, vervierfachen und klagte danach immer noch über taghelle Sicht. Er könne, so Hornung, hinter den abgedunkelten Fenstern Tauben erkennen, die vorbeiflögen, besonders jene, die im Flug ihre Farbe von Violett auf Blau oder von Blau auf Rot änderten. Bringe man ihm ein Gewehr, könne er das beweisen, indem er im scheinbar verdunkelten Atelier stehend eine Farben wechselnde Taube, die an seinem Fenster vorbeiflöge, vom Himmel schieße.