Eisbär
»Sie haben eine Wohnung, Arbeit und werden auch noch gefüttert, während der Rest der Bevölkerung leidet«, soll der frühere Landsturmschütze Leopold Ecker immer wieder ausgerufen haben, wenn er – wie so oft – am Stammtisch in Standfests Gasthaus am Hundsturm gegen die in der Menagerie Schönbrunn gehaltenen Tiere Stimmung machte. Sogar extra Fleischrationen bekämen die Tiere, während er selbst sich von Wursthäuten und Essensresten ernähren müsse. Kaum jemand schenkte den Tiraden des ehemaligen Soldaten Aufmerksamkeit und man schrieb seine Aufregung dem Alkohol zu. Am 9. Mai 1918 zückte Ecker vor dem Eisbärenkäfig im Tiergarten Schönbrunn seine Browningpistole und gab fünf Schüsse auf einen Eisbären ab, von denen drei trafen und das Tier schwer verletzten. Der Mann wurde von einem Tierwärter und einem Leibgardeinfanteristen entwaffnet und zur Prüfung seines Geisteszustandes ins Krankenhaus gebracht.
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