Unter dem Fußboden – Maria Anzbach

Fr 25.09.2020 ● 19:00

Textperformance

Daniel Wisser

Unter dem Fußboden

 

Ort: Mediathek Maria Anzbach, Marktplatz 32, 3034 Maria Anzbach

https://www.amicinesbuch.bvoe.at/veranstaltungen

Der eigentümliche Zauber, den Daniel Wissers kurze Prosatexte auf mich ausüben, hängt wohl zusammen mit der witzigen Disproportion zwischen der Exaktheit, mit der Zahlen, Fakten, Details etc. einerseits und sogar bedeutende Persönlichkeiten und Ereignisse andererseits angeführt werden. Die tragikomischen Helden Wissers löschen ihre Namen aus, bleiben ungehört, werden weitgehend unsichtbar oder gleich von vorneherein nicht bemerkt.

Robert Pfaller

Daniel Wisser verfasst seit Jahren Prosa-Miniaturen, denen häufig eine epische Dimension innewohnt. Diese reizvolle dramaturgische Diskrepanz findet sich auch im jüngsten Buch, der Sammlung Unter dem Fußboden, erschienen im Klever Verlag. Den Kern dieser Roman-Miniaturen bildet in aller Regel eine historische Person, die durch ihre Motivation und bedingt durch geschichtliche Widrigkeiten in ein beispiellos tragikomisches Fiasko hineinstolpert. Dabei ist es gerade der berichtende Ton, der die Fallhöhe der Helden beträchtlich vermehrt. Denn Wisser arrangiert meist akkurat recherchierte Daten und Fakten, benennt Details und schafft damit einen Gestus der Nachrichtenvermittlung. Der nüchtern anmutende Vortrag prallt auf Geschehnisse, die lapidar vom grotesken Scheitern erzählen.

Alexander Peer

http://www.literaturhaus.at/index.php?id=12754

Es geht um die Mühen und Anstrengungen, mit denen die Menschen versuchen, Bedeutsamkeit und Einmaligkeit in ihre Leben zu zwingen und Ihre Ängste und Leerläufe zu kaschieren. Diese Anstrengungen wollen tapfer gelebt, und, da sie nicht selten vergeblich, wahnwitzig oder einfach unsichtbar und unbeachtet sind, ebenso tapfer protokolliert werden. Wisser treibt ein so perfides wie poetisches Unwesen mit den Gesetzen der Logik, bei dem in einem höreren Sinn alles plausibel bleibt.

Evelyne Polt-Heinzl, DIE FURCHE

Wisser zeigt Protagonisten, die grandios scheitern, ihre Bemühungen stellen sich als vergeblich heraus. Die seltsamsten Begebenheiten werden in nüchternem Ton festgehalten, mit Zahlen und Fakten ausgeschmückt, was die Absurdität steigert. Gerade diese ironische Diskrepanz, gepaart mit auffälliger Detailverliebtheit, steht in hartem Kontrast zu den tragikomischen Begebenheiten. Eine eigenwillige Mischung, die diese Erzählungen so bemerkenswert macht.

Stefanie Krejci, profil

Kuriose Begebenheiten, absurde Wendungen sowie höherer Nonsens sind häufig zu finden in Daniel Wissers Kürzesterzählungen, die je eine Buchseite einnehmen. Kein Wort für Blau zeigt, wie groß die Welt und wie zusammenhanglos vieles ist. Und doch stellt Wisser immer wieder unerwartete Verbindungen her. Erfrischende Lektüre.

Sebastian Fasthuber, FALTER

Wer schon einmal einer Performance Wissers beigewohnt hat, will seine Texte nicht mehr lesen. Er will sie nur mehr von ihm persönlich vorgetragen bekommen.

Colette Schmidt, Der Standard