Mo 14.10.2019 ● 19:00
Lesung
Daniel Wisser
Königin der Berge
Ort: Universität Wien, Fachbereichsbibliothek Germanistik, Universitätsring 1, 1010 Wien
https://www.alumni.ac.at/portal/veranstaltungen/bibliothekslesungen/vorschau/article/3384.html
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Auszeichnungen: Österreichischer Buchpreis 2018, Johann-Beer-Preis 2018
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Der Autor Daniel Wisser entfaltet in seinem Roman großes komödiantisches Talent – so unwahrscheinlich dies angesichts des Themas zunächst klingt. Im Gegensatz zu manchen Filmen, die Ähnliches versucht haben, wird hier mit den Mitteln der Literatur noch viel mehr erreicht. Der Erzählung, die geschickt mit Perspektivwechseln und Stilmitteln wie durchgestrichenen Passagen arbeitet, wohnt der Witz der Verzweiflung inne, sei es in Turins Umgang mit seiner Ehefrau, bei Suizidversuchenoder einem Liebes-Ausbruch mit einer Ärztin, die ihn schließlich in die Schweiz begleitet. Zu den Höhepunkten gehört ein längerer Katermonolog mit der Überschrift Death Is Not the End, in der Dukakis doch noch Präsident wird.
Jan Wiele (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.07.2019)
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Mein Buch des Jahres 2018 ist einer der wirklich großen Romane der vergangenen Jahre: Daniel Wissers Königin der Berge (Jung und Jung, 2018). Es ist der seltene Glücksfall einer tief bewegenden, aufwühlenden Geschichte, die ihre erzähltechnischen Innovationen nicht aus simpler Experimentierfreunde, sondern direkt aus der existenziellen Wucht der Situationen erzeugt. Herr Turin, der an Multipler Sklerose leidende Protagonist, wünscht sich einen würdevoll begleiteten Freitod, und seine Reise auf dieses Ziel zu offenbart sein reich mit Toten und Lebenden, Anwesenden und Abwesenden bevölkertes Innenleben sowie die bemühte und gütige, aber beizeiten auch friedliebend-hilflose Pflegeheimwelt, in der er nun existiert. Vor Jahren haben mich die Reden eines sprechenden Kugelblitzes in Thomas Pynchons Roman Gegen den Tag zu Tränen gerührt. Bei Daniel Wisser waren es die fürsorglich-nackenfellbeißerischen Reden eines sprechenden Katers aus dem Jenseits. Ein von menschlicher wie tierischer Wärme durchglühter Roman über einen Menschen in einem kalt gewordenen, ausweglosen Universum.
Clemens Setz (Süddeutsche Zeitung, 28.12.2018)
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Ist der Tod ein Menschenfreund? Herr Turin würde diese Frage eindeutig bejahen. Mit Mitte vierzig lebt er in einem Pflegeheim und schaut nicht nur einem Dutzend Krankenschwestern gelassen ins Auge, sondern auch dem eigenen Ableben. Herr Turin hat Multiple Sklerose im letzten Stadium, trinkt gerne Grünen Veltliner, aber noch lieber wäre er tot. Daniel Wisser schreibt das in herzergreifend trockener Prosa hin. Was sein Buch dabei wirklich gross macht, ist eine existenzielle Umkehrung. Absurd ist nicht der Tod, sondern das Leben da draussen.
https://www.nzz.ch/feuilleton/daniel-wisser-eine-tragikomoedie-des-sterbens-ld.1449132
Paul Jandl (Neue Zürcher Zeitung)
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Es ist ein ganz eigenes Buch in einer seltsam losgelösten Stimmung. Ein Buch, das sich zu lesen lohnt, auch dann, wenn man sich gerade sehr einsam fühlt in seiner Krankheit.
Karin May (Kompass, Deutsche MS-Gesellschaft, 1/2019)
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Daniel Wisser gelingt – bis in den Ton hinein – etwas Erstaunliches: eine Leichtigkeit, der selbst Humor nicht fremd ist. Er hat einen Roman geschrieben, der formal mit allen Wassern gewaschen ist – sein eigentliches Anliegen aber nie aus dem Blick verliert: angesichts unheilbarer Krankheiten unaufgeregt und doch eindringlich eine Lanze zu brechen für ein Leben – und für ein Sterben in Würde.
Claudia Kramatschek (SWR)
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Wissers Roman, der mit guten Gründen vor kurzem mit dem Österreichischen Buchpreis ausgezeichnet wurde, changiert auf elegante Weise zwischen schwarzgrauen und bunten Farben, besticht durch sprachliche Einfälle, wechselt geschickt Perspektiven und liefert brillante Dialoge.
Rainer Moritz (Deutschlandfunk Kultur)
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Wissers Buch ist bei aller Schwärze des Themas eine spannende und keineswegs düstere Lektüre – und das zeigt das ganze Können dieses Autors.
Evelyne Polt-Heinzl (Die Furche)
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Königin der Berge ist der poetische Titel von Daniel Wissers Roman, doch für Herrn Turin ist das nur der Codename für seine Krankheit: Multiple Sklerose. Er ist im Pflegeheim, seit Jahren an den Rollstuhl gefesselt und sehnt sich nach Sterbehilfe. Doch so einfach ist es nicht, das Leben hat immer noch etwas zu bieten. Robert Turin ist reflektiert und zynisch, erfindet originelle Gedankenspiele, fantasiert Dialoge mit seinem toten Kater und konsumiert reichlich Alkohol. Zugleich scheint er ein ziemliches Ekel zu sein. Daniel Wisser lässt seine Figur reden und leuchtet dabei ihre Abgründe aus. Mit erzähltechnischer Raffinesse und eminenter Vitalität hat das Buch die Jury vollkommen überzeugt. In der Gratwanderung zwischen todtraurigem Thema und fulminantem Sprachwitz wird es hinter dem Rücken der Figur zu einem Plädoyer für das Leben.
http://oesterreichischer-buchpreis.at/jurybegruendungen-preistraeger-2018/
Jurybegründung Österreichischer Buchpreis (Bernhard Fetz, Konstanze Fliedl, Jens Jessen, Evelyne Polt-Heinzl, Bettina Wagner)
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Wisser lässt nicht nur Turin sein eigenes Schicksal in inneren Monologen kommentieren, es tritt auch das übrige Roman-Personal aus den Rollen heraus, um Gedanken über den Patienten auszuplaudern. Diese Technik beschert dem Buch wunderbare Perspektivenwechsel, die Aufhebung zäher politischer Korrektheit und differenzierte wie unterhaltsame Betrachtungen eines Schicksals, dem nichts Tröstliches abzugewinnen ist. Wisser ist der mehr als verdiente dritte Gewinner des Österreichischen Buchpreises.
https://www.nachrichten.at/nachrichten/kultur/Gipfelsieg-fuer-Koenigin-der-Berge;art16,3055351
Peter Grubmüller (Oberösterreichische Nachrichten)
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Wissers Roman hat alles, was ein starkes Buch braucht – ein fesselndes Thema (Freitodbegleitung), eine eigenwillige, gut lesbare Sprache, Mut zum ästhetischen Experiment (Sätze werden geschwärzt oder durchgestrichen als wäre ein Zensor am Werk) und eine Hauptfigur, die ihre Leser vom ersten Moment an fesselt und nicht wieder loslässt.
All das macht dieses Buch in der Tat überraschend anders. Es verhandelt die großen existenziellen Fragen des Lebens, dessen Schattenseiten und dessen Schönheit, das selbstbestimmte Leben und Sterben mit viel Witz einerseits und einer großen Eindringlichkeit andererseits. Genau aus diesem Grund hat Daniel Wissers Buch den österreichischen Buchpreis verdient. Am 5. November wissen wir mehr.
https://www.nw.de/kultur_und_freizeit/kultur/22277309_Arme-Sau-und-Schwein-zugleich.html
Stefan Brams (Neue Westfälische)
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Daniel Wissers neuer Roman handelt von dem letzten Wunsch eines Mannes, den ihm sein Umfeld nicht erfüllen kann, und von dem er selbst nicht weiß, ob er ihm wirklich erfüllt werden soll. Es ist ein Roman über die Schönheit des Lebens, über die Fehler, die man in seinem Verlauf macht und über die Ummöglichkeit zu sagen, wann es wirklich genug ist. Es entsteht ein immer komplexeres Psychogramm eines Menschen, der sein Leben mit 45 Jahren gelebt hat und auf den Tod hinarbeitet. Greifbarer kann man Tabus wie Selbstmord und Sterbehilfe nicht zu Papier bringen. Man weiß nicht, ob man mit Robert Turin und seiner Suche nach einer Mitfahrgelegenheit in die Schweiz weinen oder lachen soll. Egal, wofür man sich entscheidet: Königin der Berge wird man nicht so schnell vergessen.
http://oe1.orf.at/player/20181104/532721/160451
Antonia Löffler (ORF-Ö1/Exlibiris)
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Der 1971 in Klagenfurt geborene Autor und Musiker ist für seinen aktuellen und mittlerweile fünften Roman, Königin der Berge, für den Österreichischen Buchpreis nominiert. Dass der auf knapp 400 Seiten äußerst kurzweilige Langtext abermals unterhaltsam ausfällt, liegt also einerseits nahe. Andererseits aber beschäftigt sich der Roman mit dem Thema Sterbehilfe beziehungsweise Freitodbegleitung und präsentiert als Hauptprotagonisten den an Multipler Sklerose erkrankten Mittvierziger Robert Turin, dessen Alltag im engen Rahmen eines Pflegeheims vom eigenen Verfall und den Krankengeschichten seiner Mitbewohner geprägt ist. Die Leserschaft stellt Daniel Wisser damit vor eine Herausforderung. Einerseits wünscht man seinem Romanhelden im Regelfall natürlich nur das Beste, sagen wir: ein Happy End. Für Robert Turin wäre das Happy End aber der Tod, dessen Herbeiführung auch seine Familie unterbinden will. Ein psychologischer Kunstgriff, der die Materie auch für Außenstehende spürbar macht.
Andreas Rauschal (Wiener Zeitung)
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Wer Königin der Berge nach zugleich launiger und trauriger, auf jeden Fall aber kurzweiliger Lektüre weglegt, der fühlt sich nachgerade genötigt, sich die Fragen, die der Roman aufwirft, selbst zu stellen: Lebe ich mein Leben so, dass ich später gerne drauf zurückblicke? Was wäre, wenn mich eine tödliche Krankheit aus dem Alltag risse? Würde ich mich gegen die Widerstände meiner Mitmenschen durchsetzen und Suizid begehen?
Daniel Wisser hat mit dem Multiple-Sklerose-Roman Königin der Berge – der Titel steht metaphorisch für die tödliche Krankheit – ein richtiges Herbst-Buch geschrieben. Das Pflegeheim, das hier zum Mikrokosmos der Vergänglichkeit wird, hat er offenbar gründlich erforscht.
Sebastian Gilli (FALTER)
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Es ist die Polyfonie, welche die Qualität des Romans ausmacht. Wisser geht einen Schritt weiter und baut auch typografische Varianten ein: Durchstreichungen, Schwärzungen und Doppelspalten (links das Ausgesprochene, rechts in gehöriger Diskrepanz das vom Sprecher dabei Gedachte). Königin der Berge ist ein vielfältiger, vielstimmiger, unterhaltsamer Text, dem Kalauer nicht abgeneigt, nicht zuletzt auch ein spannender Text.
Wolfgang Straub (Die Presse)
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Es wäre dies kein Roman von Daniel Wisser, würde er nicht ein paar Erwartungen und Konventionen unterlaufen. Dieses Buch ist vieles, ein todtrauriges Buch über Krankheit und Sterben ist es nicht. Es wäre dies auch kein Roman von Daniel Wisser, würde er mit seinem Werkzeug, der Sprache, nicht außerordentlich virtuos umgehen. Damit ist gemeint, dass man diesen Roman gern liest und ihn zuschlägt mit der Gewissheit, dass das Leben schön uns lebenswert ist. Das muss man erst einmal schaffen. Er findet daneben aber auch eine sprachliche Form, die unaufgeregt und ohne große Pose zeigt, was sich in Worten niemals so eindringlich vermitteln ließe: die Macht der Tabus.
https://derstandard.at/2000085536167/Koenigin-der-Berge-Das-Leben-ist-grausam-und-lebenswert
Andrea Heinz (Der Standard)
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Wissers Roman zählt zum Gelungensten und Berührendsten, das in den vergangenen Jahren über Krankheit und Tod, Lieben und Leiden geschrieben wurde. Wisser hat eine eigenwillige, doch bestechende Form für sein Thema gefunden und schafft es, Roberts Insistieren auf sein Recht, einem absehbaren, qualvollen Siechtum durch ein selbstbestimmtes Sterben zu entkommen, so viel Tragikomisches mitzugeben, dass man sich szenenweise in einem Film von Woody Allen oder Roberto Benigni wähnt.
Turins Königin der Berge ist grausam und unbestechlich. Wissers Königin der Berge hingegen zeigt bestechend, wie traumwandlerisch sicher man über Tod und Leben schreiben kann, ohne je in Absturzgefahr zu geraten. Ein souveräner literarischer Gipfelsieg.
Wolfgang Huber-Lang (APA)
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Es gibt diese Bücher, von denen man wünscht, dass sie nicht zu Ende gehen mögen. Auf Königin der Berge trifft das in mehrfacher Hinsicht zu. Eine Kostbarkeit, hoch sensibel und gerade ob ihrer Nüchternheit herzzerreißend. Der Schriftsteller kann mitempfinden, die Empathie stirbt zuletzt.
Christian Pichler
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Der Schriftsteller Daniel Wisser greift eines der letzten Tabus unserer Zeit auf: den Freitod. Königin der Berge heißt sein neues Buch, das seit Mittwoch auch auf der Longlist für den Österreichischen Buchpreis steht. Es handelt von einem Mann, der unheilbar an Multipler Sklerose erkrankt ist. Herr Turin, so der Name des im Rollstuhl sitzenden Protagonisten, findet, dass es Zeit ist zu gehen.
Daniel Wisser bricht mit seiner Geschichte nicht nur das allgemeine Schweigen über Suizidversuche im Pflegemilieu, er bricht überhaupt gleich mit sämtlichen Erwartungen und Konventionen. Und zwar, indem er Leben und Sterben des kranken Herrn Turin bis zum Ende – mit Witz erzählt.
https://oe1.orf.at/programm/20180907/526331
Christa Eder (Ö1/Leporello)
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Der in Klagenfurt geborene und in Wien lebende Schriftsteller und Musiker, Daniel Wisser, legt mit „Königin der Berge“ einen Roman am Puls der Zeit vor, der die großen aber stillen Themen moderner Gesellschaft – Einsamkeit und Hilflosigkeit angesichts der Kontingenz des Lebens – in direkter, authentischer und mitreißender Erzählform aufnimmt. Wisser schafft es in beeindruckend spielerischem Sprachstil (Narration, Dialog) das persönliche Ringen mit Krankheit zwischen innerer Zerrissenheit und vorgeschobenem Schutzschild täglicher Masken des überzogenen Selbstbewusstseins eindringlich, bis zur Lese-Gänsehaut, darzustellen. Ein Roman, der sicherlich einer der bemerkenswertesten Entdeckungen des Jahres ist.
Walter Pobaschnig
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Der Endvierziger plant, sich in der Schweiz würdevoll in den Freitod zu retten. Daniel Wisser schildert in kurzen Kapiteln anekdotisch entscheidenden Momente in der Umsetzung dieses Plans. Der Texthybrid hat mehr von einem Drehbuch als von einem Roman. Daniel Wisser skizziert Bilder, die im Kopf der Lesenden zu laufen beginnen. Und damit wird der Autor seinem Anspruch gerecht, sein Schreiben formal stets neu und immer anders erscheinen zu lassen.
Reinhard Kacianka (Die Brücke)
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Daniel Wisser bringt ein mehrfaches Kunststück zuwege: Nicht nur, dass er sich der beiden denkbar schweren Themen Freitodbegleitung und Suizid auf ebenso klare wie unvoreingenommene Weise annimmt. Es gelingt ihm zudem, den Alltag von Patienten, Pflegerinnen und Angehörigen auf eine witzig-unterhaltende Weise darzustellen. Das soll ihm erst Mal jemand nachmachen.
Christian Ankowitsch